Aber ich habe dazu gelernt. An der «RECRUITING TRENDS KONFERENZ 2023» stellte Marietta Wolgast-Hinrichs von Joblift am Anfang ihrer Präsentation folgende Frage:
Wenn Du online eine Waschmaschine kaufen willst, lädst Du Dir dann als Erstes die Betriebsanleitung runter und studierst diese? Wohl eher nicht. Weil ... was weisst Du denn nach dem Studium dieses Dokumentes?
Du willst doch eigentlich wissen, wie viel Wäsche Du auf einmal waschen kannst, ob Du mit dieser Waschmaschine vielleicht auch Deine Turnschuhe waschen kannst, wie viele verschiedene Programme Du zur Auswahl hast etc., etc.
Diese Informationen findest Du bestimmt im Flyer für dieses Produkt. Eben! Ziemlich schlau, findest Du nicht auch?
Die Hersteller von Waschmaschinen machen das ganz geschickt: sie wissen, was ihre Käufer:innen haben wollen und schicken wichtige Features (Eigenschaften) in Form von Benefits als erste Informationen an die Besuchenden der eCommerce-Seite. Und genau aus diesem Grund musst Du nicht die Betriebsanleitung durchlesen, bevor Du Dich zum Kauf entscheidest. Erst wenn Du mehr wissen möchtest, musst Du weiterclicken um Dich genauer zu informieren.
Und woher wissen die Waschmaschinen-Hersteller, was Ihre Kunden möchten? Genau! Sie haben Marktforschung betrieben, d.h. sie haben ihre Kund:innen gefragt und liefern Ihnen als erste Information genau die Elemente, die sie gerne hören wollen.
Du hast dies von mir sicher auch schon ein paarmal gehört: Du musst Deine Zielgruppe kennen&verstehen. Dafür ist es hilfreich zu wissen, wo sie sich aufhalten, damit Du sie dort finden und ansprechen kannst. Es ist – wie bei den Waschmaschinen – entscheidend, dass Du weisst, welches ihre wichtigsten Wünsche sind.
Weshalb ist das wichtig?
Damit Du sie mit diesen Wünschen «an Land ziehen» kannst! Und es ist genau wie bei den Waschmaschinen: DIE ERSTEN FEATURES DER STELLE ALS BENEFITS BEWERBEN!
Dies bedeutet, dass Du Deine Stellenanzeigen vielleicht umschreiben musst - vielleicht aber auch nicht: Wichtig ist, dass die für Deine Zielgruppe wichtigsten Wünsche als erstes sichtbar sind.
Du siehst das hier im Beispiel von Marietta Wolgast-Hinrichs von Joblift für eine Ausschreibung als Verkaufsfahrer bei der Firma eismann: Die Ausschreibung ist so, wie sie immer ist, aber als «EYE-CATCHER» sind die wesentlichen Benefits hervorgehoben!
Mit diesen zwei Schritten hast Du die Grundlage geschaffen, dass Menschen, die daran interessiert sind, auf Deine Be-Werbung aufmerksam geworden sind. Und nun kommt der nächste Schritt: Du willst mit ihnen in den Dialog treten.
Es ist also jetzt Deine Aufgabe, zusammen mit der Fachabteilung zu entdecken, welche Elemente für die «Be-Werbung» der offenen Stelle (also für Deine Ausschreibung) wichtig sind, damit Du diese prominent platzieren kannst. Wie das geht, kannst Du in meinem Blog-Beitrag «Zielgruppen-Profiling» nachlesen – oder noch effektiver: in meiner «ACADEMY for TALENT ATTRACTION» selbst erfahren und lernen.
Der nächste Punkt ist der Folgende: wie oft hast Du schon online eingekauft? Wohl schon ein paarmal. Und Hand auf's Herz: Bei welchem Online-Shop hast Du lieber gekauft? Dort, wo Du zuerst ein persönliches Konto eröffnen und Deine gesamten persönlichen Informationen hinterlegen musstest, oder dort wo Du «als Gast einkaufen» und erst am Ende der Bestellung die Rechnungs- und Lieferdetails bekanntgeben konntest?
Bei mir ist das so'was von klar: weniger ist mehr! Je kleiner die administrative Hürde ist, desto grösser ist die Chance, dass ich dort einkaufe. Es sei denn, der Preisunterschied ist markant. Dann ist das Eröffnen eines Kundenkontos eine Investition in meinen Geldbeutel, denn ich spare ja (signifikant) Geld.
Und wie sieht das aus im Recruiting? Könntest Du, resp. müsstest Du dort nicht gleich denken und handeln, damit Bewerbende so einfach wie möglich den nächsten Schritt tun können? Was benötigst Du für eine erste Kontaktaufnahme? Brauchst Du wirklich als Erstes die Betriebsanleitung deiner Kandidat:innen?
Was heissst das jetzt alles für Dein Recruiting? Nun, wie Du weisst und selber schon festgestellt hast, sind wir in einem Arbeitnehmermarkt unterwegs. Es herrscht ein grosser Mangel an Fachkräften und wir müssen uns viel mehr Mühe geben, offene Stellen so schnell wie möglich zu besetzen.
Übrigens: Heute sprechen wir von Fachkräftemangel – in nächster Zukunft sprechen wir von einem Arbeitskräftemangel. Und zwar weltweit!
Ich will hier nicht Panik verbreiten, und wenn Du mehr Fakten dazu haben willst, dann kannst Du die Studie von SWISSINFO zu diesem Thema lesen.
Es gibt Bereiche, von denen wir alle wissen, dass sie stark betroffen sind; vor allem seit den «pandemischen Zeiten»:
Es sind jedoch nicht nur diese Bereiche, die gefährdet sind. Es besteht in jedem Bereich, in jeder Sparte und in allen Märkten ein Mangel an qualifzierten Fachkräften und wir alle müssen deshalb unsere Recruiting-Bemühungen anpassen, wollen wir überhaupt Kandidat:innen finden und – im Idealfall die Besten – für uns gewinnen!
Deshalb ist der Vergleich zwischen einem online-Kauf einer Waschmaschine und einer Bewerbung für eine Stelle genau richtig! Das Stichwort ist ONLINE!
Du kennst das von Dir selbst und Du hast es vielleicht in den verschiedensten Studien und Berichten gelesen oder gehört: Wir verbringen täglich sehr viel Zeit am Handy. Dieses Ding ist zum «fünften Körperteil» geworden und «online» ist für viele alltägliche Dinge unser neues Daheim geworden.
Zum einen gilt es, die Werbung für die Stelle online dort zu platzieren, wo sich Deine Zielgruppe aufhält und zum anderen kannst Du Dir überlegen, welche Elemente Du «wirklich» brauchst für einen ersten Kontakt. Zwei sehr gute Beispiele aus der Praxis findest Du in meinem Blog-Beitrag «ONE CLICK BEWERBUNG».
Marietta Wolgast-Hinrichs von Joblift hat für die Stelle als Verkaufsfahrer zusammen mit den Recruitern von eismann vier Fragen definiert, welche die Bewerbenden beantworten müssen. Fragen, die für die Stelle wichtig sind wie z.B. «Führerschein vorhanden?», Telefonnummer, etc.
Dann wollte eismann nur noch die eMail-Adresse – einen CV oder gar ein Motivationsschreiben brauchten sie nicht für diesen ersten Schritt. Wenn Du die wesentlichen Elemente mit den Anfangs-Fragen abgedeckt hast, kennst Du die Eckdaten der Person. Damit kannst Du ins Gespräch gehen und dort den Rest erfahren.
Das ist doch wie Speed-Dating oder «als Gast einkaufen» beim online-Shopping? Es geht darum, die Hürde so klein wie möglich zu halten, um die Wahrscheinlichkeit auf einen Kontakt zu vergrössern.
Dann spielte eismann die Stellen-Be-Werbung dort aus, wo sich ihre Zielgruppe finden lässt. In diesem Fall nicht nur auf den gängigen Social Media-Kanälen, sondern auch in den Kleinanzeigen bei ebay und im Print bei der BILDZEITUNG und im KICKER. Weshalb? weil sich die Zielgruppe dort aufhält!
Das war's – mehr braucht's nicht ... HALT, NEIN, etwas fehlt noch, und das ist etwas, was ich bei den meisten Stellenanzeigen schmerzlich vermisse: DEN CALL TO ACTION-BUTTON!
Zeig den interessierten Menschen, welchen Knopf sie drücken müssen, um sich zu bewerben und fordere sie aktiv dazu auf!
Mit diesem Vorgehen hat Joblift mit eismann durchschnittlich 250 Bewerbungen pro Monat reingeholt. Die Werbekosten betrugen €22 pro Bewerbung – ziemlich gut, finde ich!
Klar braucht's dahinter dann auch noch ein effizientes Bewerber-Management-System, um die Menge von Bewerbungen auch effektiv abzuwickeln. Ich gehe davon aus, dass eismann bei knapp 3000 Mitarbeitenden an 90 Standorten in Deutschland die geeigneten Prozesse installiert haben wird.
Eismann war jetzt ein Beispiel für eine sogenannte «Blue-Collar/Grey-Collar»-Stelle. Das Modell funktioniert für jede Art von Stelle. Benutz dieses Beispiel als Inspiration: Analysiere die Ausgangslage in Deinem Betrieb und überlege, wie Du dieses Beispiel in Dein Unternehmen und auf Deine Situation übertragen kannst.
Und falls Du jemanden brauchst, der für Dich mitdenkt, dann weisst Du ja, wo Du mich findest 😉.
Ich wünsche Dir viel Erfolg beim erfolgreichen online-Recruiting!
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Ja, das will ich!